Geschichte

Gründung des Sacré Coeur Pressbaum

Rückblicke

Am Anfang der Gründungsgeschichte des Sacré Coeur Pressbaum ist ein Rückblick auf das Haus am Rennweg im 3. Bezirk Wiens notwendig. Dieses wurde nämlich bereits im Jahr 1868 gegründet und lag damals, umgeben von großen Gartenanlagen, im Grünen. Nur wenige Jahre später wurden die heutige Staatsdruckerei und eine Bahnlinie in unmittelbarer Nähe errichtet. Dies führte zu einer erheblichen Verschlechterung der Lebensqualität am Rennweg. Die Klosterfrauen fürchteten gesundheitliche Schäden für ihre Zöglinge, was sich durch einige Todesfälle unter den Kindern auch zu bestätigen schien. Außerdem wurde es mittlerweile Zeit, auch in der Nähe Wiens als dem Zentrum der Monarchie ein Noviziat zu eröffnen. Dazu war aber das Haus am Rennweg nicht besonders geeignet. Deshalb hielt man Ausschau nach einem besser geeigneten Haus außerhalb Wiens.

Im Dezember 1890 erfuhren die Schwestern, dass ein gewisser Herr Krumpöck in Pressbaum eine Villa mit dazugehörigem Grundstück verkaufen wollte. Mutter Fromherz wurde von der Oberin beauftragt, sich alles an Ort und Stelle anzusehen. Leider musste Mutter Fromherz bei Ihrem Besuch feststellen, dass das Gebäude absolut nicht den Vorstellungen der Schwestern entsprach. Sie gab aber dem Drängen Herrn Krumpöcks nach und besichtigte schließlich noch das Grundstück. Dabei entdeckte sie einen kleinen Hügel, der zwar nicht mehr zum Besitz des Herrn Krumpöck gehörte, der aber ihr Interesse erregte. Von der Höhe des Hügels aus hatte man einen herrlichen Ausblick auf die rundum liegende Landschaft. Mutter Fromherz ließ sich auch durch die Auskunft Herrn Krumpöcks, dass dieses Grundstück kaiserliches Ärar sei, nicht beirren, sondern betete und vergrub ein Bildchen des Hl. Josef in der Erde.

Nach ihrer Rückkunft nach Wien berichtete Mutter Fromherz der damaligen Oberin, Mutter Gagern, über ihre Mission. Eine von Mutter Fromherz angefertigte Skizze über die Lage des Grundstückes wurde zu den Akten gelegt, und das Thema Pressbaum schien damit ein für allemal erledigt zu sein.

Geschenk des Kaisers im Jänner 1891

Am 9. Jänner 1891 erhielt Mutter Gagern Besuch von der Kaisertochter Erzherzogin Marie-Valerie, die Sodalin der marianischen Kongregation am Sacré Coeur war, und sprach mit ihr über das Grundstück in Pressbaum. Bereits am nächsten Tag kam die Zusage des Kaisers, den Schwestern beim Erwerb des Grundstückes behilflich zu sein, und wenige Tage darauf erhielten die Schwestern die Nachricht, der Kaiser wolle ihnen ein Areal von 15 Morgen Land schenken. Im Februar gab es einen Besichtigungstermin mit Schwestern und Behördenvertretern. In der Zwischenzeit hatten die Schwestern zwei nahegelegene Villen erworben, von denen eine während der Bauzeit des neuen Klosters als Wohnsitz für einige Schwestern dienen sollte.

Das Haus selbst wurde in sehr kurzer Zeit fertiggestellt.

Ort der Internationalität

Bedingt durch die politische Situation wurde das Haus in Pressbaum bald ein Ort der Internationalität. Nicht nur die Zöglinge stammten aus den verschiedenen Kronländern der Monarchie, auch die Schwestern bekamen bald Zuwachs durch 15 französische und kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges auch durch polnische Schwestern und Kinder. Die Zahl der internen Zöglinge betrug damals 120.

Kriegsnöte

Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde es immer schwieriger, den Internatsbetrieb aufrecht zu halten, besonders da die notwendigsten Lebensmittel fehlten und die Schwesterngemeinschaft auf 90 Personen angestiegen war. Da die Not auch noch nach dem Krieg anhielt, ging die Zahl der Schülerinnen immer weiter zurück, so dass im Jahr 1920 nur mehr 80 Zöglinge im Haus waren. Zu einem weiteren Problem wurde die Energieversorgung des Hauses. Es gab keinen Strom und kaum Heizmaterial. Eine Kohlenlieferung musste von allen Hausbewohnern gemeinsam in Form einer Menschenkette kübelweise vom Weidlingbach ins Haus gebracht werden.

Als sich schließlich die Nahrungsmittelsituation – auch bedingt durch die Hilfe der Ordenshäuser der USA – etwas entspannte, stand man vor neuen Schwierigkeiten: Viele Familien hatten ihren Besitz verloren und konnten sich das Zöglingssystem nicht weiter leisten. Deshalb musste das Schulsystem überdacht und geändert werden. Zunächst legte man besonderen Wert auf die Fremdsprachenausbildung, vorrangig natürlich Französisch. Ab 1933 konnten einige Zöglinge auch an einem Wiener Gymnasium Externistenprüfungen ablegen. Neben einer Volks- und Hauptschule wurde seit 1920 eine Höhere Lehranstalt für hauswirtschaftliche Frauenberufe geführt und ab 1932 eine zweijährige land- und hauswirtschaftliche Schule. 1934 wurde das Noviziat durch ungarische Schwestern erweitert.

Schließen der Schule und des Internats 1938

In diese Auf- und Umbauphase der Schule und des Ordens fällt der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, der ein abruptes Ende aller Aktivitäten bedeutete. Die Schule und das Internat wurden geschlossen und das Haus von den Militärs zu einem Lazarett gemacht. Die Landwirtschaft wurde aufrechterhalten, aber die Schwestern mussten sich auf engsten Raum im Haus zurückziehen. Die Krankenpflege wurde ihnen nicht anvertraut, lediglich die Sorge für die Verköstigung des gesamten Hauses. Wieder kam es zu Problemen der Energie- und Nahrungsmittelversorgung. 1943 musste wegen der immer häufigeren Fliegerangriffe ein Luftschutzkeller eingerichtet werden, und 1944 flüchteten schließlich die noch in Wien am Rennweg verbliebenen Schwestern nach Pressbaum. Im Dezember 1944 kamen dazu auch noch einige polnische Schwestern aus Warschau.

Im April 1945 sollten 280 verwundete deutsche Soldaten, die im Haus gepflegt wurden, mittels eines Sanitätszuges nach St. Pölten gebracht werden. Dabei kam es zur bewaffneten Auseinandersetzung zwischen SS und russischen Einheiten. Die Evakuierung der Verwundeten gelang, und am 6. April wurde das Haus von russischen Soldaten eingenommen und besetzt. Gefallene deutsche und russische Soldaten wurden im Klostergarten begraben. Erst später wurden die russischen Soldaten dann auf einem eigenen Friedhof im Ort beigesetzt. Die Zeit der russischen Besatzung war von Plünderungen im Haus und in der Umgebung gekennzeichnet. Erst am 2. Juli 1945 verließ der letzte russische Soldat das Haus, und die Aufräumungs- und Reparaturarbeiten konnten beginnen.

Wiedereröffnung von Schule und Internat

Bereits im Schuljahr 1945/46 wurden Internat und Schule wieder eröffnet. Ab diesem Zeitpunkt beherbergte das Haus verschiedene Schultypen:

Ab 1945 eine vierklassige Volks- und Hauptschule und eine vierjährige hauswirtschaftliche Lehranstalt. Diese wurde 1953 zugunsten einer einjährigen Haushaltungsschule aufgelöst, die 1958 zu einer zweijährigen Haushaltungsschule erweitert wurde. 1958 wurde auch die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik und Horterzieher gegründet. 1963 wurde mit 16 Schülerinnen ein Gymnasium gegründet. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Nachfrage nach der Schule immer größer, und so entschloss man sich sehr bald, nicht nur interne Schülerinnen aufzunehmen, sondern auch externen Schülern die Möglichkeit zum Besuch des Hauses zu bieten. 1971 fand die erste Matura statt. Im gleichen Jahr wurde zum ersten Mal eine Klasse koedukativ geführt.

1975 übernahm die Erzdiözese Wien die Schulerhaltung in Form des Institutes Sacré Coeur der Erzdiözese Wien.

Schulen und Bildungseinrichtungen

Das Haus beherbergt heute ein Gymnasium und Realgymnasium, eine Bildungsanstalt für Elementarpädagogik und Horterziehung mit Kolleg für Berufstätige, einen Kindergarten, eine Volksschule, eine Neue Mittelschule, sowie einen Hort für Volksschule, Gymnasium und neue Mittelschule.

Die Schwestern haben sich – meist aus Altersgründen – mittlerweile leider ganz vom Standort Pressbaum zurückgezogen. Die Nachwuchssorgen haben auch vor den Sacré Coeur-Schwestern nicht Halt gemacht. Trotz einer Umstrukturierung und größerer Weltoffenheit des Ordens (sichtbar in der weltlichen Kleidung) gibt es kaum Novizinnen. Die Gründe dafür mögen verschiedene sein, Tatsache jedoch ist und bleibt, dass die Schwestern dieses Haus und damit auch die Erziehung und das Leben vieler Menschen nicht nur in religiöser Hinsicht geprägt haben. So besteht auch ein wesentlicher Auftrag an den heutigen Schulerhalter und an alle Lehrer und Erzieher, die positiven Traditionen des Hauses zu bewahren.

Prof. Manfred Schwingshandl